Wenige Forscher des Robert-Koch-Instituts hätten sich im Dritten Reich an Versuchen an Menschen beteiligt, hieß es. Doch das stimmt nicht.
„Diese Einschätzung muss revidiert werden“, bekennt nun Jörg Hacker, Präsident des für Infektionskrankheiten zuständigen Berliner Instituts. Es hätten sich nicht nur einzelne Mitarbeiter für den Nationalsozialismus begeistert, fast alle waren von der braunen Ideologie durchdrungen.
„Es war schlimmer“
„Wir müssen eingestehen: Es war nicht nur wie überall, sondern schlimmer“, sagt Hacker zu den soeben veröffentlichten Ergebnissen einer Arbeitsgruppe vom Institut für Geschichte der Medizin der Charité. Sie wurde vom RKI beauftragt, die Stellung des Instituts in dieser Zeit „umfassend und ohne institutionelle Befangenheit“ aufzuarbeiten.
Volker Hess, Vorsitzender der vom RKI eingerichteten unabhängigen Historischen Kommission, beurteilt die Geschichte des Instituts nicht ganz so empört wie Hacker: „Bei allem Entsetzen, schlimmer als anderswo war es nicht.“
Zwei Jahre lang durchforsteten die Historikerinnen Annette Hinz-Wessels, Marion Hulverscheidt und Anja Laukötter RKI-Akten, recherchierten im Bundesarchiv wie im KZ Buchenwald. Sie förderten Listen von Opfern zutage, an denen Versuche vorgenommen wurden – von Ärzten des RKI. Personalakten und Tätigkeitsberichte haben die Forscher „verstaubt“ auf dem Dachboden des Instituts entdeckt. „Niemand hat sie bisher angefasst“, sagt Hinz-Wessels, Autorin der neuen Monographie „Das Robert Koch-Institut im Nationalsozialismus“.
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